Es könnte so einfach sein, aber „die Industrie“ macht uns als Veganer*innen das Leben nicht immer einfach. Nicht immer ist eine Sache vegan, auch wenn es den Anschein macht. 8 Dinge, die doch nicht vegan sind – und welche Alternativen du hast.
Aber gleich noch vorab: Es geht hier nicht um „Wer ist der/die veganste von Allen?“, denn nicht jeder ist perfekt und man kann nicht immer alles richtig machen. Macht euch also keinen Kopf, wenn ihr bisher oder auch in Zukunft nicht immer alles sofort einhalten könnt.
1. Getränke – Saft, Bier und Wein
Für all die schönen Getränke gilt: Sie sind nicht immer vegan. Es geht nicht um tierische Bestandteile im Getränk selbst, sondern die sogenannten Klärmittel, die den natürlich trüben Wein, Saft oder Bier durchsichtig und „rein“ machen. Da die im Endprodukt „ausgewaschen“ und nur noch als Spuren vorhanden sind, müssen sie nicht am Etikett angegeben werden.
Hier die Liste für die bessere Übersicht, was alles genutzt wird.
Nicht vegan:
- Gelantine (Schwarte von Schwein, aber auch Knorpel, Knochen und Sehnen vom Rind)
- Hausenblase (Schwimmblase vom Fisch)
- Aktivkohle (kann auch aus Knochen gewonnen werden)
- Kasein, Molkeprotein (Kuhmilch)
- Albumin (Hühnerei)
Vegane Alternativen:
- Bentonit (Mineralerde)
- Kaolinerde (Mineralerde)
- Tannin (pflanzl. Gerbstoff)
- Kieselsäure (Siliziumoxid)
Da helfen auch keine Reinheitsgebote, denn die verbieten den Einsatz der tierischen Filter bzw. Klärmittel nicht konkret. Du musst entweder das Vegan-Label auf dem Etikett suchen oder direkt beim Hersteller nachfragen, vor allem bei ausländischen Bieren.
Beim Hersteller findest du aber mit etwas Glück die Angabe auf der Homepage. Saft kann man im Zweifel einfach selbst machen – schmeckt frisch eh besser. Bei Wein gestaltet sich die Suche eher schwer. Aber es gibt auch einige Weine mit Vegan-Label im Regal.
2. Margarine
Es wäre so einfach, aber einige Hersteller meinen, dass sich darin hervorragend Milchbestandteile machen. Das hat wohl vor allem marketingtechnische und selten auch historische Gründe. Sinnfrei aus Veganer*innensicht ist es allemal. Du musst in diesem Fall leider immer das Etikett lesen und nach tierischen Bestandteilen scannen. Das ist anfangs lästig, aber nach ein paar Einkäufen hast du deine Sorte sicher gefunden. Meine Favoriten: Alsan und Deli Reform. (Keine bezahlte Werbung)
3. Süßigkeiten – Chips und Gummi“tierchen“
Frittierfett und Aromen sind nicht immer vegan. Manchmal sind Süßigkeiten auch mit Schmalz oder Bienenwachs bestrichen. Honig und Gelatine gehört auch hier auf der Zutatenliste wie selbstverständlich dazu, auch Schweineborsten oder „Wild“ können auffindbar sein.
Auch hier gilt: Etikett lesen, Vegan-Label suchen oder Hersteller anfragen. Es gibt mittlerweile viele, vegane Alternativen im Regal. Auch vegane Gummietierchen sind selbst bei Discountern angekommen. Geschmacklich sind die teilweise sogar gut, die Konsistenz ist aber immer noch gewöhnungsbedürftig. Wusstet ihr, dass die normalen Kekse von Manner oder Oreo schon immer vegan sind? Ich steh zum Glück nicht so auf Knabber- oder Süßkram. Außer Schokolade, und da ist die meiste Bitterschoki eh meist vegan.
4. Kosmetik – Cremes und Co.
Hierzu könnte ich eigentlich einen eigenen Blog-Post schreiben, da die Liste echt lang ist. Unter Kosmetik verstehe ich nicht nur Schminke, sondern auch alles andere, was du irgendwie an deinem Körper verwenden kannst und es in einer Drogerie gibt. Dazu zählt Lippenstift genau so dazu, wie Shampoo, Creme oder Zahnseide. Besonders Anti-Aging-Cremes sind extreme Vertreter für „mit Tier“.
Überall verstecken sich unvegane Sachen, die aus Blut, Muskelfasern, Schuppen, Schwarte, Knochen, Haut, Haaren, Sekreten und sogar ganzen Tieren hergestellt werden. Hast du dich mal gefragt, was „Glitzer“ in Kosmetik ist, wenn nicht künstlich hergestellt? Schau mal nach Guanin.
Ich verlinke nicht gern zu Peta oder dem deutschen Abkömmling PetaZwei, aber die Liste ist einfach gut – falls du dich genau über die Häufigkeit der verwendeten Inhaltsstoffe informieren willst, rate ich dir auch andere Quellen im Netz aufzusuchen.
In der Drogerie hilft hier nur: Vegan-Label suchen oder die App Code Check verwenden, falls ihr Netz habt. Es gibt für fast alles gute Alternativen, man muss sie nur erst einmal finden. Hier findet ihr eine gute Liste von veganen Kosmetikherstellern.
5. Leim – Schuhe und Etiketten
Beide haben eins gemeinsam: Sie verwenden in aller Regel Klebstoff. Zauberwort ist hier Casein, ein Protein und damit Bestandteil der Kuhmilch. Leider ist das der vorherrschende Stoff und in aller Regel hast du Pech, wenn du irgendwo auf der Verpackung nach der Auszeichnung suchst. Übrigens ist das auch als Weichmacher in quasi allen Autoreifen enthalten.
Dabei wären die Leim-Alternativen aus Maisstärke, Harz oder komplett synthetisch kein Problem und ein paar Hersteller machen schon mit. Nicht nur bei Etiketten, sondern auch bei Schuhen, wo die Sohle in sehr vielen Fällen geklebt ist.
Hier hilft wieder nur: Hersteller fragen oder beim Händler, der idR. aber keine Ahnung hat bei den tausenden Produkten im Laden. Das Vegan-Label bezieht sich nicht zwingend auch auf den Etikettenkleber bei Getränken, sondern nur auf die Inhaltsstoffe.
6. Medizin – Impfen und Tabletten
Medizin und Tabletten sind ein schwieriges Thema, denn es gibt hier gerne mal keine echten Alternativen. Sicher kannst du evtl. mit gesunder und ausgewogener Ernährung vorbeugen, aber nicht immer klappt das. In vielen Tabletten befindet sich Laktose oder mal Gelantine. Das lässt sich aber oft recht einfach in der Apotheke ausschließen. Zu Homöpathie würde ich bei ernsten Problemen dennoch nicht greifen – sie wirkt nicht über den Placeboeffekt hinaus und ist dennoch eine Gelddruckmaschine.
Wer impft, hat oft keine andere Chance, als die im Impfstoff fast immer enthaltene Laktose, Gelantine oder Rindergalle zu sich zu nehmen. Für deine Gesundheit oder die deiner Schutzbefohlenen solltest du hier vielleicht zwei mal nachdenken, ob du die vielleicht überlebenswichtige Impfung allein wegen tierischer Bestandteile ablehnst.
Das Impfen ist auch meine persönliche, vegane Grenze. Hier nutze ich klar die alternativlose, unvegane Impfung – und fordere eine vegane Impfung. (an der ja auch gefortscht wird)
7. Kondome
Wenn ihr Kondome aus Latex nutzt, sind die in aller Regel mit Casein verarbeitet. Immerhin eine Verbesserung zu den angeblich ersten Kondomen, die aus einem Tierdarm bestanden. Es gibt aber auch Hersteller, die komplett auf tierische Bestandteile verzichten: Einhorn, MySize und Glyde sind mir bekannt. Da sind aber sicher auch noch mehr.
Auch bei Gleitgel enthält gern mal tierisches Gylzerin – da hilft nur der Check beim Hersteller.
8. Kunst und Musik
Auch im Hobbybereich kannst du unvegane Dinge verwenden, ohne es zu wissen. Pinsel sind manchmal aus Schweine- oder Pferdeborsten gemacht, Temperafarbe braucht Eiweiß, Eigelb oder Kasein als Bindemittel, Instrumente wie Gitarren oder alte, klassische Streichinstrumente können Knochenkleber enthalten oder sind mit gelatinehaltigerm Lack bestrichen, „bessere“ Geigenbögen sind idR. mit Pferdehaar bestückt, Fotopapier für Schwarz-Weiß-Fotos auf Barytpapier enthalten gern mal Gelantine.
Auch hier hilft wieder einzig und allein: Beim Hersteller anfragen. Wer keine Auskunft geben kann oder will: Lieber Finger weg.
Wie, das wusstest du nicht?
Ist nicht schlimm! Ehrlich. Du kannst nicht alles wissen. Und die Liste ist sicher nicht vollständig. Ich weiß auch nicht alles.
Niemand ist perfekt und keiner sollte irgendwo Veganer*innen-Polizei außer bei sich selbst spielen. Zieht selbst eure Grenze. Und wenn du mal nichts veganes findest, dann ist das eben so. Frage dich dann einfach, ob du nicht darauf verzichten kannst. Mach dich trotzdem nicht fertig. Schon gar nicht, wenn vielleicht ein Leben davon abhängt.
Ihr habt es versucht und vielleicht jemanden durch eure Fragen nach veganen Alternativen sensibilisiert. Das ist großartig! Feier dich selbst dafür und beim nächsten Mal sieht die Welt vielleicht etwas besser aus. 🙂
Auch eine gute, längere Liste gibt es beim Blog Revlektor.