Der omnipräsente Ernährungsberater Niko Rittenau hat ein Buch geschrieben – man kam im letzten Jahr in den veganen Medien fast gar nicht an ihm vorbei. Sein neues Buch „Vegan Klischee Adé“ ist für all diejenigen, die „Angst“ wegen Nährstoffmangel mit der pflanzlichen Ernährung haben und sich zumindest ein bisschen tiefer damit beschäftigen wollen. Vor allem aber werden die gängigsten Mythen widerlegt. Ob es zum deutschen „How not to die“ reicht?
Vegan Klischee Adé
Das Buch ist knapp 460 Seiten stark und mit viel Fachwissen gefüllt. Es beschäftigt sich mit den üblichen Verdächtigen „Anti-Argumenten“, wenn es um Veganismus und die pflanzliche Ernährung geht: Vitamin B12, Vitamin D, Kalzium, Eisen, Jod, Omega 3 und natürlich Eiweiße aka Proteine. Auch Vollkorn, Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Nüsse und Samen kommen gesondert zur Sprache. Soja hat sogar ein eigenes Kapitel.
Es ist ganz klar für den vegan-technisch eher unbedarften und frisch umgestiegenen Menschen geschrieben. Die Sätze lesen sich zu 98% flüssig, holpern nur ganz selten, sind mir selten mal zu simpel oder im Gegensatz dazu auch mal zu verschachtelt. Hier hätte vielleicht ein strafferes Lektorat gut getan, ich würde dem Buch aber deswegen keine Punkte abziehen. Bei manchen Passagen hatte ich das Gefühl, dass sich Infos wiederholen, was mich dann anschweifen lies oder ich zum Überfliegen neigte. Fachliteratur ist generell eher trocken, Spannung gibt das Thema eben nicht so her (Ich sag nur „Texte zur Tierethik“ …. gähn), dennoch hat Niko Rittenau hier einen guten Spagat zwischen Fakten und kurzweiliger Schreibe gefunden.
Vegan Klischee Adé stützt die Aussagen durchweg auf Primärliteratur. Das heißt, er nutzt die Fakten direkt aus den neusten Studien. Im Hinterkopf ist im gesamten Buch der gesundheitliche Aspekt der pflanzlichen Ernährung, die man auch schon bei Dr. Gregers How Not To Die bewundern durfte. Rittenau ist selbst aber Ernährungsberater und Koch und kein Arzt oder Wissenschaftler. Das ist aber nicht schlimm, denn fachlich konnte ich (stichprobenartig) mit meinem Horizont keine Fehler bei der Recherchearbeit feststellen. Schade, dass er nicht wie Greger von pflanzlicher Ernährung spricht, sondern von veganer Ernährung. Sicherlich alltäglicher, für mich aber nicht ganz korrekt.
Wer es lieber trocken-fachlich mit reiner Beschränkung auf Studienergebnisse und deren Auswertung hat, ist mit Vegane Ernährung (Heike Englert) besser bedient. So umfassend auf die Krankheitsbilderm und deren Prävention und möglicher Heilung wie How Not To Die geht es auch nicht ein. Es ist ein eher einfacher Mix für jede*n.
Besonderheiten
Hervorheben möchte ich jeweils die Faustregeln ujnd das Fazit der Kapitel. Die sorgen für einen relativ schnellen Überblick ohne tiefgehende Herleitung und sind fast immer ausreichend. Besonders schön sind die rot-grünen Tabellen (siehe Bild) mit den gängigen veganen Mythen „da draußen“ und die wissenschaftsbelegte Antwort. Vor allem den üblichen Nachruf und die Märchen der Paläogemeinde werden hier auseinander genommen, vor allem beim Getreidekonsum. Wieder nicht sehr tiefgehend, aber ausreichend für einen umfassenden Überblick.
Das Buch ist dabei durchweg realistisch und hat keine Pro-Vegane Brille auf, wobei manche Sachen mir nicht drastisch genug als negativ hervorgehoben werden. Aber eben auch nicht positiv. Vielleicht ist meine Wertung der Sachen auch einfach nur aufgrund meiner eigenen Filterblase entstanden und für Ein- bzw. Umsteigende ist das genau richtig?!
Und ist es mal ausgelesen, kann es als Nachschlagewerk im Regal verbleiben. Das schaffen bei mir nur ganz wenige Bücher.
Fazit
Für knapp 25 Euro macht man hier nichts falsch, wenn man noch kein Buch in der Richtung besitzt. Wer „How not to die“ (Dr. Greger) und „Vegane Ernährung“ (Englert) auswendig kennt, kann sich das gebundene Buch sparen. Es wäre aber dennoch kein herausgeworfenes Geld, sondern eine gute Ergänzung zu meinen beiden Favoriten der veganen Literatur mit Gesundheitsbezug. Außerdem ist es einen Hauch aktueller, was bei Fachliteratur durchaus ins Gewicht fällt; auf der anderen Seite überhäufen sich die neuen vegan-relevanten Studien auch nicht.
Ein paar Absätze könnten für meinen Geschmack gestrichen oder zumindest gestrafft werden, er schreibt dann doch sehr ausschweifend. Weniger wäre für mich manchmal mehr. Ich würde es trotzdem nochmal kaufen. Und wenn es nur zum Verleihen an Freunde und Bekannte im Regal bleibt. Oder wenn ich es jemanden an den Kopf knallen will, wenn er mit den üblichen, dümmlichen Argumenten daher kommt. Da ich aber keine Lust auf eine Anzeige habe, verweise ich immer auf meinen Blog oder eben jetzt das Buch. 😉
Habt ihr es gelesen? Ich freue mich auf eure Kommentare!
Nikos Youtube-Kanal ist übrigens auch in meiner Youtube Topliste vorhanden.
Hast du schon das Kochbuch gelesen? BIn öfter auf dem Blog hier unterwegs und finde die Buchrezensionen klasse!
Danke für das Review. Ich wünsche mir das Buch zu Weihnachten von meinem Freund. Freu mich jetzt umso mehr drauf. Endlich auch mal ein Review, was zumindest etwas ankreidet (wenngleich es auch keine schlimmen Sachen sind). Finde ich besser, als immer nur alles mit wehenden Fahnen zu beschreiben.