Du weißt noch gar nicht, wie man richtig vegan wird? Ich gebe dir ein paar Grundlagen an die Hand, die ich für mich als „vegan-relevante Grundsätze“ festgelegt habe. Ich denke, die helfen auch dir. Wenn du noch am Anfang stehst: Es ist gar nicht so schwer, wie du denkst!
Wenn du die Abschnitte nicht komplett lesen willst, findest du am Schluss eine Zusammenfassung.
1. Ohne Tiere
Zu aller erst: Lass das Tier weg. Keiner braucht es in unseren Breitengraden, solange ein Supermarkt in Reichweite ist. Also widmen wir uns den schwereren Grundsätzen. 😉
2. Schmecken lassen
Iss lecker! Wenn es nicht schmeckt, wirst du rückfällig. Nur wenige Menschen können emotionslos einen grauen Brei aus wichtigen Nährstoffen essen.
Lass dir Zeit. Pflanzenkost schmeckt anders. Wenn du vor der Umstellung nur Convenience Food oder Mensaessen in deinen Magen gelassen hast, wird das vielleicht vollwertige und frische Essen anders schmecken. Lass dir aber auch Zeit bei der Zubereitung, Zeit beim Essen (gut kauen), dann klappts auch mit der Verdauung. Wenn du Blähungen von neuen Nahrungsmitteln wie Hülsenfrüchten bekommst, dann hilft dir vielleicht ein verdauungsfördernder Tee auf die Sprünge.
3. Koche selbst
Du sparst nicht nur Geld, wenn du Sachen selbst kochst, du bist dann auch noch Herr_in über deine Ernährung. Zutaten und Gewürze sind nicht vorbestimmt. Dafür muss allerdings immer eingekauft sein. Auch die Zubereitung braucht mehr Zeit. Aber Kopf hoch, es geht mit der Zeit immer schneller und auch einkaufen dauert vegan nur anfangs mehr Zeit, später wird es dann bedeutend schneller.
Viele schwören auf Vorkochen, wenn man nicht flexibel im Home Office arbeiten kann. (Neudeutsch: Meal Prep). Das ist auf Instagram immer unheimlich fotogen, verzweifle aber nicht, denn in 99,9% der Haushalte sieht es auch auf den Tellern aus wie bei dir.
Du verbringst mehr Zeit mit dem Essen und nimmst so mehr Bezug dazu. Ich habe noch einmal mehr gelernt, was hochwertige Zutaten ausmacht und wie man verschiedene Speisen kombiniert, damit sie lecker werden. Geheimtipp: Hefeflocken!
Bei mir wurde es automatisch frischer und vollwertiger, vor allem Obst und Gemüse. Die DGE empfiehlt 5 Portionen Rohkost am Tag – also 5x die eigene Faust Obst und Gemüse, das maximal auf 42°C erhitzt wurde und quasi unverarbeitet ist. Grob geschätzt ist das ein Drittel der Tagesnahrung.
4. Regional / Saisonal
Es ist aus veganer Sicht nur ein Randthema, aber dennoch für Einige ein Grund für den Veganismus: Die Umwelt. Kaum etwas schützt mehr die Umwelt als kurze Transportwege und nachhaltiger Anbau ohne Gewächs- oder Treibhaus. Es wird weniger Energie und evtl. Wasser für den Anbau verbraucht, aber auch weniger (in der Regel) fossile Treibstoffe beim Transport via Schiff oder Flugzeug.
Keiner muss auf tropische Früchte im Winter verzichten müssen, aber wenn du dich auf größtenteils regional und saisonal festlegst, ist schon viel getan. Es ist wie mit dem Fleisch: Es muss eben nicht die Mango im Winter sein. Abgesehen davon hat frischeres Obst/Gemüse mehr Nährstoffe als gelagertes. Wenn es doch mal was aus der Sommersaison im Winter sein soll, dann überlegt, ob es nicht auch etwas Eingefrorenes tut.
Ein guter Ratgeber ist der Saisonkalender.
5. Bio / Fair Trade / Zero Waste
Hier scheiden sich die Geister. Wirkliche Belege gibt es nicht für den Veganismus, dass Bioanbau einen Mehrwert für die Tiere hat. Durch die sinkende Effektivität beim Anbau, das Gentechnikverbot (es gibt auch sinnvolle!) oder bestimmte auch im Bioanbau erlaubte und umweltschädliche Pestizide oder Fungizide (Stichwort Kupfer), ist Bio nicht immer von Vorteil, es gibt aber Hinweise, dass die konventionelle Landwirtschaft momentan der Umwelt sehr schadet. Ob das mit Bio besser wäre in der Masse, wäre zu beweisen. In dieser Meta-Studie sieht es nur bedingt so aus. Dafür sollen Bioböden mehr Artenvielfalt bieten und nicht so schnell ausgelaugt sein.
Ich kaufe dennoch vermehrt Bio (regional vom bio-veganen Bauern um die Ecke) und auch mal im Supermarkt – vor allem bei letzterem hat der A/B Vergleich mir immer wieder geschmackliche Vorteile bestätigt. Passt aber auf, Demeter setzt zum Beispiel Tiere im Kreislauf voraus. Sicher gut gedacht, aber vegan geht anders. Andere Siegel sind da veganer.
Das Gleiche gilt für Fair Trade. Es gibt Hinweise in Studien, dass das Fair Trade Programm zwar gut gedacht ist, aber in den Ländern sogar zu Nachteilen führen kann. Hier muss definitiv etwas getan werden. Die Idee ist aber gut und zumindest ein Ansatz. Ich finde es immer noch besser, als komplett drauf zu scheißen. Außerdem versuchen wir Tierleid zu vermeiden, damit auch Leid von Menschen.
Eine weitere gute Tugend ist der Verzicht auf Müllproduktion (Plastik) aller Art. Neudeutsch: Zero Waste. Aber auch hier ist es zweischneidig. Ja, der Mensch verbraucht zu viel und macht zu viel Müll. Gegen die Ökobilanz der Plastiktüte sieht es mit einem Jutebeutel aber dennoch schlecht aus, der muss ein paar Jahre bestehen. Auch Glas ist gegenüber Blechdosen oder Tetrapack nur besser, wenn es mehrmals genutzt wird. Als Veganer_in kann man einfach mehrfach verwendbare Gefäße oder Beutel in den Supermarkt mitnehmen und darin sein Obst und Gemüse kaufen. Wer hat und will, kann auch im Unverpacktladen einkaufen.
Mein Gehirn meint zu dem Thema: Weniger Müll = weniger potenzielle Umweltverschmutzung = potenziell weniger Tierleid.
6. Vitamin B12
Es gibt aktuell noch keine sicher nachgewiesene Vitamin B12 Quelle in Pflanzen, die genug von dem wichtigen Vitamin für den Menschen bereit hält.
Greif einfach zum Supplement. Das ist nicht so unnatürlich wie sein Ruf, denn das Fleisch aus Massentierhaltung hat es entweder selbst mit dem Vitamin- und Antibiotikacocktail in der Nahrung bekommen, oder zumindest die Vorstufe Cobalt, weil es in der unnatürlichen Massentierhaltung nicht ausreichend davon selbst bekommen würde, um es mit Hilfe der Mikroorganismen selbst zu bilden.
Alles wichtige zu Vitamin B12 erfährst du hier.
TL;DR
Mach dir nicht so einen Kopf, es ist wirklich nicht so schwer!
Iss kein Tier, pass auf eine sichere Vitamin B12 Quelle auf, lass dir Zeit beim Umgewöhnen und achte ein wenig auf Sachen wie Umwelt, denn am Ende hilft es nicht nur dir, sondern auch den Tieren.
Bei Fragen oder Anmerkungen: Lass einen Kommentar da.