Vegane Wurst, Saitanschnitzel. Vorsicht, wenn ihr demnächst in Frankreich solche Produkte in den Handel bringen wollt oder im Restaurant anbietet. Denn der Verbraucher wird „dadurch getäuscht“. Etwas Wurst nennen, wo kein Fleisch drin ist – wo kommen wir denn da hin?
Frankreich verbietet die „Fehlbezeichnung“ von „Ersatzprodukten“. Der Deckmangel „Verbrauchertäuschung“ wird auch hier wieder übergeworfen – wir erinnern uns an die Aktion in Deutschland mit der Pflanzenmilch, die absofort Pflanzendrink heißen muss. Der Käufer ist einfach zu doof, Soja- oder Getreidemilch von Kuhmilch zu unterscheiden. Da passiert es mindestens jedem einmal täglich, dass man die hundert Vegan-Aufschriften, das V-Label UND die Bezeichnung übersieht. Ich kaufe als Veganer ja auch andauend ausversehen das Schweinenackensteak – steht ja nicht groß genug drauf.
Dass da vermutlich andere Kräfte im Hintergrund die Weichen gestellt haben, ist nur meine Behauptung. Ob es da Umsatzeinbrüche oder zumindest die Angst davor gab? Sogenannte Flexitarier sind aktuell ja angeblich sehr verbreitet, von daher würde es mich wundern. Rügenwalder macht damit viel Geld, Tönnies (Gutfried) zieht den Schwanz ein, weil es angeblich dem Chef nicht schmeckt und die Umsätze zurück gehen.
Ein Hoffnungsschimmer ist aber in Sichtweite: Frankreis verbietet diese unlöblichen Bezeichnungen bei den „ungesunden und chemischen“ Ersatzprodukten. Weil: Da ist kein Fleisch drin, also darf das nicht so heißen.
Nachteile
Hält die französische Politik den französischen Kunden wirklich für so doof? Wie kann es sein, dass man „vegetarisch“ oder „vegan“ und die vielen Labels übersieht? Mal abgesehen von Soja, Saitan und Co vor dem Wort.
Schaue ich mal in deutsche Regale, werden die Kunden jeden Tag verarscht: Bärchenwurst ist ohne Bär, Einhornnuggets ohne Einhorn, Leberkäse ohne Leber oder Käse… Hundekeks ist nicht aus Hund (wenn es für ihn ist, wieso gibt es keine Menschenkekse?), Katzenzunge sind nicht für die Katze oder aus Zunge, Schweineohren … ihr erkennt das Muster. Und was ist mit Kakaobutter, Drachenfrucht, Löwenzahn und überhaupt Fruchtfleisch? Schlimm!
Immerhin haben die Medien im sich anbahnenden Sommerloch etwas zu schreiben. Die Politik kann sagen „Wir tun etwas!“ und die Fleischindustrie grenzt sich weiter ab und reibt sich die Hände.
Aber mal im Ernst: Wurst ist eine Form. Nuggets auch. Burger ist eine Machart (Patty heißt das Fleisch darin). Nur weil es traditionell mit Fleisch befüllt ist, ist das noch lange nicht der Grund, dass es nur damit befüllt werden soll. Oder ist wirklich jemand so dumm und versteht den Inhalt eines Qinoa-Saitan-Bratlings in einem veganen Burger nicht?
Vorteile
Nicht alles ist schlecht. Warum nicht einfach die Gelegenheit in Frankreich nutzen und aus der Not einen Segen machen?! Eigenständige Produktnamen entwickeln. Das irritiert vielleicht den Umsteiger, aber die „Ersatzprodukte werden endlich mehr als nur „Ersatz“. Gemüsebratling oder Saitanrolle Thüringer Art – damit kann doch jeder etwas anfangen, oder? Der Industrie fällt da sicherlich noch mehr ein.
In Zeiten der gesellschaftlich weitgehend etablierten Diversität täte es nur gut, eigene Bezeichnungen dafür zu finden. Das gibt der wachsenden Bewegung vielleicht im Supermarkt etwas mehr eigene Identität. Und damit würde es vielleicht auch das Selbstbewusstsein von uns Veganer*innen steigern.
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