Wenn in den populären Medien über Veganismus geschrieben bzw. erzählt wird, dann ist das oft ziemlich einseitig. Entweder nur Pro-Vegan oder nur Pro-Fleisch. Ein Zwischending auf Basis von Fakten passiert wirklich (!) selten. Die Welt hat es mal probiert, macht viele Punkte, aber irrt sich auch gewaltig bei der Analyse.
“Was einst der Priester war, ist heute der vegane Ernährungsberater”
Es tut mir immer wieder weh, zu lesen, dass Veganer_innen mit religiösen Missionaren verglichen werden. Veganer klingeln nicht an Türen, wollen dir eine “heilige Schrift” über transzendente Wesen und ihre Geschichte als Allheilmittel verkaufen. Und wer Veganismus auf die Ernährung reduziert, hat es ohnehin nicht verstanden.
Es gibt keine Bibel für Veganismus!
Es gibt Ratgeber über den Einstieg in ein neues Leben. Über eine gesunde pflanzliche Ernährungsweise. All das ist nicht leicht, wenn man es von klein auf anders gelernt hat und täglich auf Barrieren stößt.
Die Bücher kommen ohne das heilige, liebende und strafende Broccoliröschen oder eine Schöpfungsgeschichte á la „Am Anfang war ein Tofu“ aus. Ohne “wenn du tierliches isst, dann wirst du als Regenwurm wiedergeboren” oder “trinke Milch und du wirst verdammt”.
Die Welt schreibt trotzdem von “Erlösungsideologie”. Leider unbegründet. Ironischer weise strafen sich die Autoren am Ende des Artikels selbst ab:
Wir aber leben in einer Kultur selbstbewusster Fleischesser. Das wird sich so schnell nicht ändern. Wer sich über Veganer aufregt, will billige Punkte machen. Oder er hat einfach nur schlecht gegessen.
Vielleicht sollten sie demnächst eine andere Mensa aufsuchen. Dann klappt’s auch mit den Argumenten.
Irrtum der “Welt”
Beide Autoren, Reinhard Mohr und Adriano Sack, haben leider nicht verstanden, dass Veganer nicht wegen bloßem Altruismus oder Klimarettungsgedanken auf die “andere” zutreten, sondern weil:
IMMER EIN TIER LEIDET ODER STIRBT!
Veganismus ist eine ethische Weltanschauung. In England jetzt sogar per Richterbeschluss als “philisophische Lebenseinstellung” akzeptiert und muss daher vor Diskriminierung geschützt werden.
Das wäre auch toll für Deutschland. Ich fühle mich bei derartigen Aussagen von der “Welt” diskriminiert.
Ja, einige Veganer_innen denken bei ihrem Aktivismus nicht wirklich lange nach und reduzieren die Lebenseinstellung auf das Offensichtliche: Die Ernährung. Und dann lässt sich der wenig nachdenkende Mensch des 21. Jahrhunderts eben mit Gesundheit und Umwelt leichter locken, als mit den Tieren.
Das ist dumm und schadet uns allen.
Die “Welt” hat Recht
Bei all dem Zu-kurz-denken hat die Welt aber auch einige Punkte, die einfach stimmen. Um ein paar Beispiele zu nennen:
Wer sich entscheidet, vegan zu leben, muss sich mehr Mühe geben, weitere Wege gehen, höhere Preise zahlen. Schon im Interesse der eigenen Kinder – wer hat denn keinen Veganer in der Familie? – sollten wir das Angebot verbessern und uns entspannen.
Der Skandal sind nicht die Missionare des Veganismus […]. Der Skandal sind das billige Fleisch und das schlechte Angebot für Menschen, die sich ohne tierische Proteine ernähren wollen.
Lest einfach den Artikel und bildet euch eine Meinung.