Vegane Influencer und Influencerinnen propagieren oft den Vegan Cheat Day. Bei YouTube, Instagram und TikTok findest du tausende Inhalte dazu. Doch was hat es damit auf sich?
Vegan Cheat Day
Es handelt sich dabei um einen Tag in der Woche (oder Monat), in dem alle „Regeln“ vergessen sind und du nach Lust und Laune alles essen und theoretisch auch kaufen kannst. An diesem Ausnahmetag kannst du ohne schlechtes Gewissen in der Bäckerei den Kuchen mit Ei und Kuhmilch kaufen, deine Pizza mit Käse überbacken oder bei Omi auch mal die Roulade essen.
Der Tag selbst stammt eigentlich aus der Abnehmindustrie. Menschen wollen Gewicht (oder zumeist überflüssiges Fett) verlieren. An dem Tag können sie von der oft strengen Diät aus Salat oder grünen Smoothies abweichen und mal ein paar Schokoriegel essen. Oder ein „normales“ Essen, ohne zu sehr auf die Kalorien zu schauen.
Das Gleiche ist der Vegan Cheat Day. Wenn du vegan lebst, ernährst du dich in der Regel komplett pflanzlich. Und an dem Tag kannst du ganz offiziell von der Vegan Polizei erlaubt auch mal ein Produkt mit Tier essen.
Mitmachen oder nicht?
Die meisten Menschen verändern ihr Leben nicht gern, wenn es eigentlich gut läuft. Sie wissen zwar, dass einige Dinge nicht gut für sich selbst, andere oder die gesamte Umwelt sind, oft siegen aber Gewohnheit und Faulheit. Durchaus menschlich, denn Veränderungen sind mit Aufwand verbunden.
Eigentlich weiß jeder Mensch, dass Tierfleisch nicht an Bäumen wächst und dass die Industrie absolut widerwärtig ist. Es geht nicht fast nicht ohne Leid, auch wenn sich manche das gerne in die Tasche lügen. So wie auch manche Veganer·innen behaupten, sie leben 100% tierleidfrei.
Du musst selbst entscheiden, ob dir ein Cheat Day eine echte Hilfestellung bei einer Entscheidung für dein weiteres Leben hilft. Die meisten leben vegan, weil sie nicht Mitgrund für Tierleid und -tod sein wollen. Einige leben „plantbased“ und sehen das eher aus einer gesundheitlichen Perspektive. In einem veganen Leben verändert sich deine Auswahl nicht nur bei der Ernährung, sondern auch Kleidung, Alltag, Hobbies, Medizin und Kosmetik sowie Spielzeug für Erwachsene.
Manche haben diesen Tag für sich akzeptiert, nutzen ihn aber nie. Einige können nicht ohne (und sollten sich dann eigentlich wenigstens Flexitarier oder wie sonst auch Omnivore nennen, aber das ist eine andere Geschichte). Manche „haben“ den Tag auch, nutzen ihn aber nie.
Neu-vegan und Cheat Day?
Bist du komplett neu in einem veganen Leben? Sehr cool. Es gibt viele tolle Leitfäden, Podcasts, Dokus, Bücher, Youtube-Videos, Apps und Blogs im Netz. Und wenn dir Rezepte helfen: Es gibt gefühlt eine Million Bücher dazu. Zieh‘ es einen Monat pflanzlich durch, dich komplett pflanzlich zu ernähren. Und bewerte danach neu.
Mit hat es immer geholfen in Erinnerung zu rufen, warum ich das gerade mache. Die Tiere. Und nach wenigen Monaten war es Normalzustand.
Ich habe in den Jahren trotzdem wenige Male seit dem Umstieg Produkte vom Tier in gekostet. Einfach aus Interesse, wie es sich anfühlt oder im Mund anfühlt. Kuhmilch, Wurst oder Käsepizza schmecken mir einfach nicht mehr. Ich kann sehr gut darauf verzichten – und viel wichtiger: Ich brauche sie nicht. Es gibt eigentlich für alles eine Alternative. Und selbst wenn die mal nicht so schmecken: Ich brauche keine identische Alternative. Auch wenn ich als Mensch nicht als reiner Pflanzenfresser geboren bin. Es muss einfach nur schmecken. Und im Idealfall ist es kein hochverarbeitetes Junkfood.
Just do it!
Aller Anfang ist schwer. Wir alle wissen, was in den Tierfabriken passiert. Deswegen machen wir das. Frust, Trauer, Wut, Erkenntnis, Ohnmacht – Gefühle, die wir alle haben. Vor allem am Beginn ist es schwer begreiflich, wieso so etwas passieren kann. Aber: Auch Lust auf Neues hilft, sowie auch – dank unserer Herkunft – auch die Möglichkeit dazu. Denn bei den allermeisten wächst im Supermarkt um die Ecke das tollste Essen recht günstig das ganze Jahr im Regal. Nennt sich Grundnahrungsmittel.