Ist 100% vegan möglich?

Hast du dich schon einmal gefragt, ob du 100% vegan leben kannst? Oder hast du es schon geschafft? Gibt es ein Leben ohne Ausbeutung von anderen Lebewesen überhaupt?

Was ist vegan?

Bevor ich darüber meine Meinung schreibe, möchte ich erst einmal klarstellen, was für mich Veganismus bedeutet. Die Definition der Vegan Society trifft es ziemlich gut:

„Veganism is a philosophy and way of living which seeks to exclude—as far as is possible and practicable—all forms of exploitation of, and cruelty to, animals for food, clothing or any other purpose; and by extension, promotes the development and use of animal-free alternatives for the benefit of animals, humans and the environment. In dietary terms it denotes the practice of dispensing with all products derived wholly or partly from animals.“

Kurz: Ein Lebensstil, der „Tier“ vermeidet, wo es möglich ist und (individuell) Sinn ergibt. Es werden tierfreie Alternativen gesucht. Gibt es keine, ist es „erlaubt“, eine Variante mit Tier zu nutzen. Vor allem in Notfällen oder zur Prävention von schlimmen Krankheiten durch nahezu gefahrloses Training des Immunsystems durch in Laboren erzeugte und künstlich zugeführte Trainingshelfer.

Was ist vegan nicht?

Nun ist die Definition der Vegan Society aber kein Gesetz. Es ist vielmehr eine mögliche Richtlinie und eine Art Minimalkonsens.

Aktuell ist es sehr, sehr schwer, ein Leben komplett ohne Tier in Dingen zu führen. Allein Fahrrad- und Autoreifen kommen bislang nicht ohne Weichmacher auf Basis tierlicher Inhaltsstoffe aus. Also sind jegliche Lieferungen an den Supermarkt nicht tierfrei, solange der Zug nicht direkt davor hält oder es vom Bahnhof/Hafen von Hand getragen wird. Auch der Anbau von Nahrungsmitteln ist in der Regel nicht tier(leid)frei, denn für einen entsprechenden Ertrag wird „Schädlings“-Bekämpfer genutzt oder Gülle aus Tierzucht als Dünger. Vegan düngende Bauern gibt es bisher nur eine Handvoll in Deutschland. Bei der Ernte können kleine Nagetiere (Mäuse, Maulwürfe, Hamster) oder Würmer und Käfer sterben. Da kann Etwas noch so „Bio“ sein. Überhaupt sollte „Bio“ nicht mit vegan verwechselt werden.

Das heißt nicht, dass es deswegen direkt gut oder alternativlos wäre. Es ist lediglich der (veränderbare) Ist-Zustand.

Vegane Stolperfallen Dinge die nicht immer vegan sind Teaserbild

Strom aus der Steckdose ist nicht tierleidfrei. Wir reden hier nicht einmal über Atom- oder Kohle, die unsere Umwelt zusätzlich nachhaltig kaputtmachen. Die sogenannten erneuerbaren Energien sind ebenfalls oft nicht vegan. Wasserkraftwerke zerstören oft Flussläufe, Windräder töten mitunter Vögel oder verändern Off-Shore die Bodenbeschaffenheit, ändern Strömungen und Windverwirbelungen, was auch wiederrum auf alles Auswirkungen hat.

Einzig Solar, bzw. Photovoltaik, scheint halbwegs vegankompatibel zu sein. Es gibt allerdings Batterien und Akkus, die unter Umständen Gelatine enthalten und es ist nicht klar, ob nicht für die Gewinnung der notwendigen Rohstoffe für die PV-Module nicht Verarbeitungshilfen vom Tier verwendet werden. Das Kupfer wird unter Umständen nicht ohne tierliche Hilfsmittel (Glutinleim) verarbeitet. Am Ende ist es wohl aber die tier- und umweltfreundlichste Variante.

Und da hört es nicht auf. Kaufst du Getränke? Bist du dir sicher, dass alle Etiketten ohne Tier im Klebstoff auskommen? Dass die Säfte, Bier und Wein vegan gefiltert werden? Es gibt so unglaublich viele Baustellen. Die Ethik hinter der Sache interessiert nur die wenigsten Firmen. Hier zählt leider oft einzig der Kostenfaktor.

Go Vegan Gaffiti

Kann ich 100% vegan leben?

Viele Veganer·innen lügen sich in die Tasche, wenn sie meinen, sie leben 100% tier(leid)frei. Das ist meiner Meinung nach nicht einmal bei Selbstversorgung möglich.

Aber es ist vollkommen mit der oben zitierten Definition der Vegan Society vereinbar. Und damit ist es auch vegan (nicht tierleidfrei), aktuell unveränderbare Gegebenheiten so zu nutzen, wie sie sind. Du kannst aber immer Alternativen fordern und dich dafür stark machen.

Wie?

Frage überall nach!

Im Handel. In der Apotheke. Beim Energieversorger. Beim Hersteller. Bei den Produzenten. Zeige, dass es das Bedürfnis gibt. Im Idealfall machen das alle. Denn alleine ist dein Handeln eigentlich Nichts in der aktuellen Situation wert.

Frage dich vorher, ob du das jeweilige Ding wirklich brauchst. Oftmals sind Bedürfnisse von Außen gelenkt oder beeinflusst. Grundnahrungsmittel außen vorgenommen. Alles Andere? Luxus. Wir sollten das zu schätzen wissen.

Disclaimer: Nutripunk.de ist werbefrei, unabhängig und geht keine Kooperationen ein.

Nutripunk.de ist kein Arzt und ersetzt keine ärztliche Beratung. Es gibt maximal Tipps aus eigener Erfahrung, die nicht allgemeingültig sind. Wenn du krank bist: Geh zum Arzt und such nicht im Netz nach Lösungen!

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LeckerTobi

Erfrischend, dass es auch vegane Blogger gibt, die nicht alles durch eine rosarote Brille sehen. Ich komme immer wieder gern her! 🙂