Jeden Abend gehe ich mit den drei Fragezeichen ins Bett. Die Folge „199: Der grüne Kobold“ hat mich aber herbe enttäuscht. Es geht auch um Veganismus. Und genau damit sollten wir alle ein Problem haben.
Die frei Fragezeichen
Sie sind schon immer besser als TKKG, Fünf Freunde und wie sie nicht alle heißen. Die drei Detektive hatten nicht nur die besseren Fälle zu bieten, sondern waren auch sonst immer etwas erwachsener. Seit gut 20 Jahren bringen mich Justus, Peter und Bob fast allabendlich ins Bett und schaukeln mich akustisch mal mehr mal weniger spannend in den Schlaf.
In der Folge 199 konnte ich allerdings aus Frust die Augen nicht schließen.
??? vs. Veganismus
Ort des Geschehens ist ein Hotel. Die Betreiber sind vegan, somit auch das Hotel. Ein grüner Kobold verängstigt Tante Mathilda und ruft die ??? auf den Plan, die sich direkt ans Werk machen. Und da passiert es: Sie werden mit veganen Märchen konfrontiert.
Die Hotelbesitzerin erzählt nach der Begrüßung „Das Göttliche in mir grüßt das Göttliche in euch“ etwas von „Kontakt zu anderen Sphären„, „Feinstofflichkeit“ und „Bewusstsein für Übernatürliches“, anschließend über Umwelt, Tierschutz und Reinkarnation als Gründe für den Veganismus. Klimaschutz gehe ich unter ganz bestimmten Gesichtspunkten noch mit – aber Reinkarnation? „Göttliche Seelen werden immer wieder geboren, so auch in den Tieren, die manche essen.“ Dann wird sie zum Glück unterbrochen.
Vegan ist lächerlich
Kein Wunder, wenn die Welt über Veganismus lacht oder denkt, dabei machen nur verspulte Spinner_innen mit. Die drei Fragezeichen richten sich klar an Jugendliche. Wenn deren Erstkontakt zum Veganismus aus dem klickbaitigem Müll der Gossenpresse (RTL, Bild, Stern, Focus und Co) und dieser Folge besteht, ist es kein Wunder, wenn dieses archaische Bild in deren Köpfen weiter bestehen bleibt und nicht zu hinterfragen ist.
Das Hotel hat laut Justus eine „religiöse und spirituelle Ausrichtung„. Von einer Religion ist allerdings nie eine Rede, sondern nur vom Veganismus. Wird hier vom Autor etwa unvorsichtig und ziemlich voreingenommen pauschal gleichgesetzt?
Immerhin reicht es auch für einen kleinen Witz. Der Hund bellt und die Besitzerin sagt „Keine Angst, Spooky, hier will dich keiner essen.“ Das wiegt aber nicht den Rest auf.
Justus Jonas mag Pflanzenkost
Immerhin schmeckt Justus, Peter und Bob das Abendessen. „Schmeckt besser, als es aussieht.“ fällt ihnen bei der „bröckeligen grünen Pampe mit weißen Körnern“ ein, auch wenn die Speise vom Sprecher mit „Maden in einem halb verdauten Kuhfladen“ assoziiert wird. Großartig. So hätte ich auch keinen Bock auf vegane Speisen.
Beim Frühstück verwehren sie sich allerdings dem grünen Tee, Sojasprossen und Weizenkeimlinge. Kann ich ihnen nicht verübeln. Brötchen mit Marmelade, Schokoaufsrtrich oder leckeres Müsli mit Saft und Haferdrink sind genau so vegan und machen in einem Hotel sicher auch keine schlechte Figur.
Vegan heißt nicht Esoterik
Ich kotze jedes Mal im Kreis, wenn ich die Passagen in dieser Folge höre. Wieso wird Veganismus nicht mal ohne Esoterik im gleichen Atemzug dargestellt? Ohne Gesundheitswahn-Essen? Vielleicht hätten da schon die Statuten der Vegan Society gereicht.
Die drei Fragezeichen sind keine moralisch unverwüstliche Instanz, als Detektive aber in erster Linie Faktentreu. Denn nur mit Fakten lassen sich Bösewichte überführen. Warum wird den Zuhörern hier etwas vorgesetzt, was so gar nicht den Fakten entspricht?
Genau wegen dieser Art der Beschreibung des Veganismus mit esoterischen Facetten in einem Atemzug, ohne beides voneinander klar abzugrenzen, wird die Bewegung immer wieder ins Lächerliche gezogen werden.
Der Dank geht an den Verlag, den Autor und die Redaktion; für entweder schlechte Recherche, oder das Unterbringen einer eigenen Meinung, die vermutlich auf Unwissen beruht. Beim nächsten Mal einfach ein paar seriöse Veganer_innen anfragen. Dann klappt’s auch mit den Fakten. Ich vermittle gern.
Danke für deinen Artikel
Danke dir, gern. 🙂