Ist Stillen vegan?

“Der Mensch ist ein Tier und deswegen sollten vegane Mütter ihre Kinder nicht stillen”.

Hast du das schon einmal gelesen? Ich lese es immer wieder – wenn ich mich in veganen Facebook-Gruppen bewege oder Twitter-Diskussionen lese.

Irgendwann habe ich sicher mal Hornhaut vom Face Palming im Gesicht. Wie umnachtet kann ein Mensch eigentlich sein?

Memo: Veganer lehnen Muttermilch von fremden Spezies wie der Kuh ab, weil die Milch eigentlich ihren eigenen Kälbern gehört.

Wie kommt man darauf, dass das bei Mutter-Kind bei Menschen ein Problem mit dem Ethos oder der eigenen Lebenseinstellung sein könnte? Klar, der Mensch ist ein Tier. Zumindest rein biologisch betrachtet. Aber selbst in die Definition der Vegan Society passt „das eigene Kind stillen“ problemlos rein.

Keine Angst, es kommt auch keine Veganerpolizei und klaut dir deine geheimen Veganerkräfte.

Vegane Alternativen zur Muttermilch

Wenn du stillen kannst und willst, tu es. Es gibt zumeist nichts besseres für dein Kind. Vor allem ist es vegan hoch 10. Kannst du es nicht, such dir kompetente Hilfe: Stillberater, Hebammen im Wochenbett, Ärzte.

Mutter stillt Kind an der Brust vegan

Erwähne ruhig auch, dass du selbst vegan lebst, damit du und dein Kind optimal versorgt werden können. Denn die Nährstoffe müssen jetzt für zwei (oder mehr) reichen. Kenne vor der Konfrontation aber auch die Position der DGE und entkräfte die Kritik mit deinem Wissen. Das hilft dir auch dabei, eventuelle Wissenslücken zu enttarnen.

Was sagen denn andere Ernährungsgesellschaften der Welt dazu? Sieh selbst: USA, UK, Australien oder Kanada?

Übrigens: Reismilch, Mandelmilch, Sojamilch, Kokosmilch und Hafermilch sind keine Alternativen zur Muttermilch. Die sind für die Mutter, für’s Kind gibt es (vegane) Pre-Milch. (Tipp aus eigener Erfahrung: Omega3 fehlt in manchen veganen Pres im Gegensatz zur verpflichtenden Supplementierung bei Kuhmilch-Pre. Hier unbedingt mit einer kompetenten Person über das Thema unterhalten)

Woher bekommen die Babies ihre Nährstoffe?

Vegane Mütter können sich mit allen notwendigen Nährstoffen versorgen. Auf jeden Fall ist eine sichere Vitamin B12 Versorgung essentiell für Mutter und Kind. Für alles Andere bitte einen Arzt oder fachkundigen Ernährungsberater aufsuchen.

Ist die Mutter gut versorgt, bekommt das Kind alles notwendige in den vollgestillten Monaten durch die Muttermilch. So wie es von der Natur vorgesehen ist. Wo die Nährstoffe bei der Mutter letztendlich herkommen, ist dem Kind egal.

Ist menschliche Muttermilch vegan?

Ich halte nochmal für alle fest, falls dich jemand fragt „Ist stillen vegan?“: Es gibt nichts veganeres, als das eigene Kind mit der eigenen Muttermilch zu versorgen.

Erst wenn du der Mutter das Kind wegnimmst, das Kind isst und die Muttermilch an eine andere Spezies verfütterst, ist es nicht mehr vegan.

Disclaimer:

Nutripunk.de ist kein Arzt und ersetzt keine ärztliche Beratung. Es gibt maximal Tipps aus eigener Erfahrung, die nicht allgemeingültig sind. Wenn du krank bist: Geh zum Arzt und such nicht im Netz nach Lösungen!

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Richard M

Danke für den klaren pro Stillen Beitrag. Es darf nicht sein dass aufgrund von verqueren Vorstellungen die Gesundheit des Kindes gefährdet wird.
Wenn es um das „Tierwohl“ der Mutter geht, müsste diese als denkendes, fühlendes Wesen ja selbst bestimmen können ob es durch das eigene Stillen gequält wird oder nicht. Also mehr ein Dilemma von Masochismus als von Veganismus