Veganismus ist nicht nur Ernährung

„Veganer:innen, das sind doch die, die nur Pflanzen essen?!“ – richtig. Allerdings gibt es noch weit mehr zu beachten, wenn man nicht „nur plantbased“ leben möchte. Vor allem gibt es Dinge, die gibt es einfach (momentan) nicht vegan.

Achtung: Dieser Artikel könnte Informationen gegen Irrglauben enthalten.

Vegan vs. Plantbased

Pflanzenfresser, Graslutscher, Radikale, Spinner, Extremisten – wie auch immer in deinem Umfeld vegan lebende Menschen abfällig genannt werden, es gibt einen großen Unterschied zu denen, die sich „nur“ pflanzlich ernähren.

Der Veganismus ist eine Lebenseinstellung. Es soll Leid, Tod und Ausbeutung von Tieren (inkl. Menschen) vermieden werden. So viel wie nur möglich.

Gibt es eine Alternative oder ein Ersatz, nutzt du sie. Gibt es keine, überlegst du, ob du „es“ wirklich brauchst. Es gibt aber noch eine Reihe anderer Felder, auf die diese Lebenseinstellung Einfluss hat.

Vegane Stolperfallen Dinge die nicht immer vegan sind Teaserbild

Das beachten „plantbased“ Menschen nicht

Jeder Mensch ernährt sich. Es ist Alltag. Und gerade deswegen im Fokus der meisten Berichterstattung. Und gleichzeitig eine der größten Hürden für alle, die umsteigen möchten.

Es gibt aber noch andere Baustellen in einem veganen Leben. Sondern auch für Kleidung, Kosmetik, Medizin, Hobbys oder alltägliche Dinge, die nicht in diese Kategorien fallen.

Kleidung beinhaltet oft Leder oder Wolle, manchmal auch Seide. Kleidung aus Synthetik oder Baumwolle sind eine mögliche Lösung.

Kosmetik ist oft voller Bestandteile und Verarbeitungs- und Hilfsmittel, die von Tieren abstammen. Hier helfen Apps oder ein Vegan-Label. Am besten auch auf Firmen verzichten, die Tierversuche hier oder in anderen Ländern machen.

Auch Medizin wird oft auf Basis von Inhalts- oder Trägerstoffen von Tieren produziert. Hier solltest du ersnsthaft überlegen, ob du deswegen darauf verzichtest. Viele Dinge gibt es vegan – z.B. Schmerztabletten. Zumindest was Inhaltsstoffe angeht. Talg (nicht Talk bzw. Talcum), Wollfett bzw. Wollwachs und Laktose bzw. Milchzucker sind die Dinge, die jede Apotheke filtern können sollte. Wenn dein Leben davon abhängt, solltest du nicht lange überlegen.

Hobbys wie (analoge) Fotografie, Malerei, Basteln oder Musizieren beinhalten oft auch tierliche Bestandteile. Meist lassen sie sich vermeiden. Notfalls den Hersteller vorher fragen. Im Fall der Fälle fragen, ob es für dein Überleben wichtig ist, ein Ding zu kaufen oder zu nutzen und dafür andere Lebewesen ins Leid oder den Tod zu zwingen – und es sich eben doch vermeiden lässt.

Silhouette einer Frau auf einem Fahrrad vor einem Himmel mit Sonnenuntergang
Eigentlich nicht vegan: Fahrradfahren, (c) Zhivko Dimitrov, Pixabay

Diese Dinge übersehen die meisten Veganer:innen

Es gibt einige Stolpersteine, die übersehen selbst langjährige Veganer:innen und Aktivist:innen. Denn viele Sachen sind einfach nicht vegan und sie existieren auch nicht ohne Tier. Etwa Reifen von Autos, LKWs oder Fahrrädern – soweit mir bekannt, gibt es keine Hersteller, die nicht auf Weichmacher von Tieren setzen. Über Ledersitze oder Wollbestandteile in Autositzen oder Sitzbezügen in Öffis müssen wir nicht reden.

Viele Klebstoffe sind ebenfalls auf Tierbasis – aus Knochen, Haut, Haaren oder Casein, einem Bestandteil der Muttermilch der Kuh. Etiketten von Flaschen werden sehr oft damit ans Glas geklebt. Wein und Saft werden oft mit Fisch (Hausenblase) oder Pulver aus Knochen, Organen, Haut und Haaren (Gelatine) geklärt. Instrumente werden damit gebaut. Im Modellbau kommen sie zu Einsatz. Bei Möbeln. Halbleiter für Elektrotechnik sind auch nicht vegan. Bücher: Oft noch mit Tierleim geklebt. Auch in manch industrieller Fertigung.

Ein grundlegendes Problem

All diese Dinge finanzieren auch die Tierindustrie. Ein getötetes Tier besteht nicht nur aus „Fleisch“, sondern eben auch aus anderen Teilen, die in den Wert des Lebewesens bei der Tötung einberechnet werden.

Bei Menschen wäre das „Mord aus niederen Beweggründen“, denn es gäbe bestimmt ganz schnell Alternativen, die kein Leid oder Tod verursachen. Bei Tieren wird es „Nutzung“ oder mit anderen Euphemismen schön benannt und es war, ist und bleibt „normal“.

Gibt es keine Alternativen, kannst du auch in einem veganen Leben das Produkt vom Tier essen bzw. nutzen. Ohne deswegen „unvegan“ zu werden. Das Problem kann man nicht alleine oder sofort lösen. Es ist ein gewachsenes Problem, fest im System verankert. Beim Essen lässt sich aber darauf verzichten, denn wir leiden (hoffentlich) alle keinen Hunger und wären darauf angewiesen.

Durch das Fordern von Alternativen kann es langsam geändert werden. Schneller ginge es, wenn entsprechende Regelungen per Gesetz kommen, solange Menschen nicht über das aktuelle Wohlbefinden hinaus denken wollen. Erfahrungsgemäß sollte man da nicht viel (oder wenig) erwarten. Also, lieber schon einmal selbst anpacken.

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