Vermutlich hast du schon mindestens einmal vom „Stimmzettel an der Kasse“ gehört, mit dem du angeblich deiner veganen Lebenseinstellung Gewicht verleihen kannst. Du kaufst nur vegane Dinge. Damit zeigst du den Handelsketten und Konzernen, dass vegane Nachfrage besteht und alle werden sich mehr danach richten. Schließlich lenkt der Markt dahin, wo das Geld ist. Leider hat die Wahl mit dem Kassenzettel zwei Probleme.
Abstimmung an der Kasse ist unkoordiniert
Ein einzelner Mensch kann sich entscheiden: Das kaufe ich, das kaufe ich nicht.
Keine Produkte mehr kaufen, die Tiere enthalten oder in der Herstellung nutzen. Leicht für langjährige Veganer:innen. Schwer für Menschen, die kein ethische-vegane Einstellung dazu haben (Omnivore).
Das Problem ist: Diese Aktionsform ist unkoordiniert.
Vegan lebende Menschen gibt es vielleicht 2% in Deutschland. Vegetarierinnen etwa 10%, Flexitarierinnen etwa 25% – die letzten beiden kaufen aber Tierprodukte aus irgend einer Überzeugung heraus.
Welcher Hebel der 2% wird also „den Markt“ überzeugen? Während andere weiterhin aus Überzeugung Milch und Eiprodukte kaufen? Oder angeblich „nur wenig und dann das gute Fleisch“? Wer will schon auf Kuhkäse auf der Pizza V E R Z I C H T E N?
Nur wer Geld hat, kann zur Wahl
In einem Land, in dem (2021) fast 17% aller hier lebenden Menschen armutsgefährdet sind oder in Armut leben: Wie viel Wahl haben die wirklich an der Kasse?
Der Rest ist oft trotzdem nicht automatisch so reich, dass Jederzeit Alles, immer und überall ohne Nachdenken gekauft werden kann.
Wäre das Kaufen eine Wahl in der Politik könnten nur die zur Wahl gehen, die sich den Stimmzettel mit mehreren Kästchen zum Ankreuzen auf dem Vordruck kaufen könnten.
Alle Anderen bekommen den Stimmzettel, auf dem nur ein Kasten vorgedruckt ist.
Dazu kommen die enormen Subventionen vom Staat, die Landwirte mit Tieren bekommen – und dennoch klagen. Das macht Nahrungsmittel vom Tier und mit Tier sehr preiswert. Zwar sind auch pflanzliche Grundnahrungsmittel günstig, müssen aber in der Regel zubereitet werden und die Nährstoffdichte ist geringer. Wenn ein „Fertigprodukt“ günstiger ist als eine frisch zubereitete Mahlzeit: Wo greifen die meisten ins Regal?
Solange die eigene Existenz bedroht ist, man Angst hat, die Wohnung nicht halten zu können, genug zu heizen, den Kindern oder sich selbst auch mal etwas Gutes zu tun, mal frische Kleidung zu kaufen – wie kann von den Menschen erwartet werden, dass sie sich mit dem ohnehin schon mit dem Kopf voller Sorgen und Ängste noch für Tiere stark machen?
Im Prinzip absolut korrekt
Was passiert, wenn alle Menschen ein Ding nicht mehr kaufen? Das Ding wird eher früher als später aus den Regalen verschwinden.
Nur wie gut lassen sich A L L E Menschen zu einer Sache kollektiv bewegen? In der Vergangenheit: Nie. (-> konstruktive Hinweise in die Kommentare!)
Drei Beispiele: Tierproduktion – Klimawandel – Soziale Gerechtigkeit …
Mehr Kluge Gedanken bei Tiny Green Footsteps.